Die Modesammlung der University of Washington Libraries bietet faszinierende Einblicke in die Entwicklung der Mode im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Diese sorgfältig handkolorierten Stiche und Lithografien, hauptsächlich aus führenden französischen, britischen, amerikanischen und kontinentalen Modezeitschriften, zeigen eine breite Palette von Stilen und Trends. Die Sammlung umfasst Tafeln aus renommierten Publikationen wie Belle assemblée, Le bon ton, Le Follet, courrier des salons, Journal des dames and des modes und Godey’s lady’s book and magazine.
Die digitalisierte Sammlung von 417 Modetafeln umfasst verschiedene Stilperioden, darunter Empire (1806-1813), Georgisch (1806-1836), Regency (1811-1820), Romantik (1825-1850), Viktorianisch (1837-1859), Spätviktorianisch (1860-1900) und Edwardianisch (1901-1915). Während die originalen Modetafeln in Archivmappen aufbewahrt und nach Vereinbarung einsehbar sind, macht die digitale Sammlung diese einzigartigen Ressourcen einem breiteren Publikum zugänglich.
Blanche Payne, eine ehemalige Professorin für historische Kostüm- und Bekleidungsgestaltung an der University of Washington, spielte eine entscheidende Rolle beim Sammeln und Studieren dieser Modetafeln. Ihre Forschung und Reisen, insbesondere in Europa, trugen maßgeblich zum Verständnis der historischen Mode an der Universität bei.
Paynes umfangreiche Forschung gipfelte 1965 in der Veröffentlichung ihres bahnbrechenden Werks „History of Costume“. Dieses umfassende Lehrbuch, das noch heute als wertvolle Quelle der Kostümgeschichte gilt, beschreibt detailliert die Entwicklung der Mode von 3000 v. Chr. bis 1900. Um ihr Buch zu illustrieren, sammelte Payne eine umfangreiche Sammlung von Bildmaterialien, darunter Fotografien, Postkarten, Kunstdrucke und vor allem Modetafeln.
Paynes Vermächtnis geht über ihre veröffentlichten Werke hinaus. Die Textil- und Trachtenmuster, die sie im Laufe ihrer Karriere erworben hat, befinden sich heute in der Henry Art Gallery Textile Collection. Ihre Sammlung von Kostüm- und Textilbüchern, Archivfotografien, Modetafeln, Zeichnungen und Schnittmustern verbleibt in den UW Libraries Manuscripts, Special Collections und University Archives. Forscher haben auch Zugang zu ihren Reisetagebüchern und Notizen zu ihrer osteuropäischen Trachtenforschung.
Die Modetafeln selbst bieten unschätzbare Einblicke in die vorherrschende Ästhetik und die sozialen Bräuche ihrer jeweiligen Epoche. Tafel 1 zeigt beispielsweise Empire-Spazierkleider aus dem Jahr 1809 und zeigt den Einfluss des klassischen Griechenlands mit hochtaillierten Kleidern, langen Musselinröcken und Stolen.
Tafel 2 veranschaulicht den Wandel der Mode während der georgischen Periode (1827), wobei eng geschnürte Taillen, volle Ärmel und weitere Röcke den fließenden klassischen Stil ablösten. Die detaillierten Beschreibungen, die die Tafeln begleiten, liefern Kontext und heben die komplizierten Details jedes Kleidungsstücks und Accessoires hervor.
Tafel 4 veranschaulicht die spätviktorianische Periode (1876) und zeigt die Entwicklung der Kleidungsformen mit abgeflachten Vorder- und Seitenpartien und das Aufkommen der Tournüre. Die ausführlichen Beschreibungen von Stoffen, Besätzen und Konstruktionstechniken geben weitere Einblicke in die Handwerkskunst und das Modebewusstsein der Zeit. Diese Modetafeln dokumentieren nicht nur wechselnde Stile, sondern enthüllen auch die sozialen und kulturellen Kontexte, in denen diese Moden florierten. Sie dienen als Primärquellenmaterial für Forscher, Studenten und alle, die die reiche Geschichte von Kleidung und Schmuck erforschen möchten.